Vögel füttern – auch im Sommer

Alles Rund um die ganzjährige Vogelfütterung

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, man solle am Winterende die Vögelfütterung einstellen, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass das ganzjährige Ausbringen von Vogelfutter einen ergänzenden Beitrag zum Erhalt unserer Vogelvielfalt leisten kann.

 

Warum ist eine ganzjährige Vogelfütterung wichtig?

Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten: Weil es für die Vögel im Sommer nicht mehr ausreichend Nahrung gibt.

In unserer durch intensive Landwirtschaft geprägten und durch viele saubere Gärten ausgeräumten Landschaft finden die Vögel auch im Sommerhalbjahr zunehmend weniger Nahrung. Wildkräuter werden auf fast allen Feldfluren intensiv mit Herbiziden bekämpft, Wiesenpflanzen bilden aufgrund frühzeitiger und häufiger Mahd nur noch selten Samen aus. 

Erschwerend hinzu kommt, dass Insekten erheblich im Bestand zurückgegangen sind. Laut der Krefeld Studie ist die Masse an Fluginsekten zwischen 1989 und 2016 um 76 bis 82 Prozent gesunken. Der Insektenbestand leidet ebenfalls unter der intensiven Landwirtschaft sowie der Knappheit an Nahrung und Nistmöglichkeiten. Außerdem wird er durch den Einsatz von Pestiziden erheblich gefährdet. 

Bei dieser Nahrungsknappheit geraten viele Vogelarten, die im Sommerhalbjahr dem Stress der Jungenaufzucht ausgesetzt sind, in Not. Jahrzehntelange Untersuchungen in England, aber auch in Deutschland, haben gezeigt, dass mit der Ganzjahresfütterung an Futterstellen der Bestand vieler Vogelarten wesentlich unterstützt werden kann.
 


 

Welche Vögel werden durch eine Ganzjahresfütterung unterstützt?

Mit der Fütterung im Sommer unterstützen Sie unmittelbar die Altvögel, indirekt aber auch Jungvögel. Die Elterntiere verfüttern an Jungvögel in erster Linie Insekten und Larven. Um diese im ausreichenden Maße zu sammeln, müssen sie inzwischen sehr weite Strecken zurücklegen. Mit der Vogelfütterung während der Brutzeit sorgen Sie dafür, dass die entkräfteten Elterntiere sich an der Futterstelle stärken können und so ihre Brut ausreichend versorgen können.

„Viele Arten, die ganzjährig betriebene Futterstellen aufsuchen, können früher brüten, mehr und höherwertigere Eier legen“, sagt Prof. Peter Berthold, Mitglied im Stiftungsrat der Heinz Sielmann Stiftung. „Diese Vögel vermögen ihre Jungen besser aufzuziehen und erreichen einen deutlich höheren Bruterfolg. Auch nimmt bei ausreichendem Nistplatzangebot – beispielsweise künstlichen Nistkästen – ihre Brutdichte erheblich zu.“

An langjährig betriebenen Ganzjahres-Futterstellen können bis zu 50 Vogelarten erreicht und unterstützt werden, darunter auch viele im Zug der Klimaerwärmung immer früher heimkehrenden Zugvögel wie Rotschwänze, Grasmücken, Laubsänger oder Goldhähnchen. Intensive Überwachung von ganzjährig gefütterten Vögeln hat bisher keinerlei Nachteile, wohl aber erhebliche Vorteile erkennen lassen.

Um möglichst viele Vogelarten zu unterstützen, sollte Ihr Futterangebot vielfältig sein. Dazu gehören Körner, Fette, Insekten und Beeren. Mehr Informationen dazu finden Sie in folgendem Artikel:
 

 
Wel­ches Vo­gel­fut­ter soll ich neh­men?

Eine Entscheidungshilfe zur Auswahl des richtigen Vogelfutters

 

Ist es gefährlich, Vögel im Sommer zu füttern? - Unsere Erfahrung

Es wird vermehrt davor gewarnt, Vögel im Sommer zu füttern, da diese zu große Körner und unverdauliche Fette an ihre Jungen verfüttern würden und die Jungvögel daran sterben könnten. Wir füttern seit Jahrzehnten das ganze Jahr über und konnten dies noch nie beobachten. Die Elterntiere wissen sehr genau, womit sie ihre Jungen füttern dürfen. In den zahlreichen Nistkästen, die wir aufgehängt haben, gibt es wohl gerade durch unsere Zufütterung einen so großen Bruterfolg. Tote Küken finden wir lediglich, wenn ein Elterntier verunglückt. Dann können wir über eine Zeit beobachten, dass nur noch ein Altvogel das Nest anfliegt, es aber meist alleine nicht schafft. Zum Glück kommt das nur sehr selten vor.

Wenn die Jungen kurz vorm Ausfliegen stehen und ihr Verdauungstrakt schon weiter ausgebildet ist, bedienen sich Elterntiere auch am Vogelfutter um ihre Jungen zu füttern. Auch dies konnten wir selbst beobachten. Und auch in diesen Fällen sind alle Jungvögel ausgeflogen und haben keinen ersichtlichen Schaden erlitten - eher im Gegenteil: Finden die Elterntiere während der Brut nicht genügend Nahrung, erleiden die Jungvögel regelmäßig den Hungertod.

Unserer Erfahrung nach, kann man darauf vertrauen, dass die Vögel einschätzen können, was sie an ihre Brut verfüttern dürfen und was nicht. Diese Ansicht teilt auch Prof. Dr. Berthold, den wir dazu kontaktiert haben. Wir empfehlen daher eine Ganzjährige Vogelfütterung, gerade während der Brutzeit.

Wie kann es dann sein, dass es Erfahrungsberichte über tote Nestlinge gibt, in denen unverdaute Sonnenblumenkerne gefunden wurden? Wenn tatsächlich unverdauliche Körner in den Schnäbeln und Mägen toter Küken gefunden werden, können wir uns das nur als äußerste Verzweiflungstat der Elterntiere erklären, die versuchen ihre verhungernden Jungvögel zu retten. Wie bereits geschildert, haben wir dies noch nie beobachtet, obwohl wir seit Jahrzehnten das ganze Jahr über füttern.  
 


 

Wie kann man die Vögel sonst noch unterstützen?

Neben der ganzjährigen Vogelfütterung gibt es noch vieles mehr, was Sie zur Unterstützung der Vogelwelt machen können: Vom Anbringen von Nistkästen über das Pflanzen beerenreicher Stauden bis hin zum vogelfreundlichen Gärtnern. Alles zum Anlegen eines vogelfreundlichen Gartens erfahren Sie in folgendem Artikel:
 

 
Vogelfreundlicher Garten

Tipps für die Gestaltung eines vogelfreundlichen Gartens