Vögel nur im Winter füttern?

Vögel das ganze Jahr füttern

Mit dem Hinweis, man solle Wildvögel nicht das ganze Jahr über füttern, fordern manche Naturschützer, mit der Fütterung erst zu beginnen, wenn der Winter mit Schnee und Eis das Land überzieht – und sie gleich wieder einzustellen, sobald es wieder etwas wärmer wird. Diesem sicherlich gut gemeinten Rat kann man eine Vielzahl von Argumenten entgegenhalten. Einige nannten wir ja schon in anderen Berichten; vor allem die Tatsache, dass die Auswirkungen des Fütterns auf Vogelpopulationen und -arten insgesamt minimal sind. Außerdem: Wie hart die Lebensbedingungen für Vögel sind, hängt keineswegs nur von Kälte und Schneedecke ab und ist für die verschiedenen Arten und Lebensräume ganz unterschiedlich. Frühheimkehrer wie Rotkehlchen, Bachstelze, Star oder Feldlerche brauchen gerade dann Unterstützung, wenn der Winter zur Neige geht. Überdies: Die Unterscheidung zwischen künstlichem Futter und natürlicher Nahrung lässt sich in der vom Menschen bestimmten Welt kaum noch sinnvoll treffen.

Bis auf Einzelbeispiele von Meisen, die mit negativen Folgen (welchen?) ihre Jungen mit Haferflocken gefüttert haben sollen, sind keine Schäden selbst durch ganzjährige Fütterungen nachgewiesen. In England hat man im Gegenteil festgestellt, dass Amseln, denen das ganze Jahr über Futter geboten wurde, in besserem Gesundheitszustand waren, mehr gesungen haben und mehr Nachwuchs hatten als Vögel in gleich Umgebung ohne zusätzliches Futter. Versuche über mehrere Jahre an der Vogelwarte Radolfzell kommen zu ähnlichen Ergebnissen.

Unsere eigenen Erfahrung mit ganzjähriger Fütterung gehen in die gleiche Richtung: In unserem Garten mit ebenerdiger Terrasse in dörflicher Umgebung experimentieren wir seit etlichen Jahren mit verschiedenen Fütterzeiten, Futtermitteln und Futtergeräten. Um die Ganzjahresfütterung umzusetzen legen wir großes Augenmerk auf eine hohe Qualität beim Vogelfutter und bei Futterspendern und Vogelfutterhäusern. Wichtig hierbei: Langlebigkeit, einfache Handhabung, hygienische Nutzung sowie artgerechte Konstruktion zu fairen Preisen.

    

Unser Qualitätsvogelfutter lassen wir uns in einem bewährten Mischungsverhältnis zusammenstellen. Es besteht überwiegend aus Sonnenblumenkernen. Außerdem Erdnußkerne, Weizen und Hanfsamen. Es wird von unseren heimischen Vögeln gerne angenommen. Das Vogelfutter verteilen wir mehrmals am Tag portionsweise auf die Futterplätze. Wir selbst setzen auf Futtertürme und Futterscheunen, die über 2,5 l bis 5 l Fassungsvermögen verfügen. Das erlaubt uns auch bei starker Nachfrage mal ein paar Tage zu verreisen.

    

Das Vogelfutter zieht bei uns folgende Gartenvögel, in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit, an das Vogelfutterhaus: Haus- und Feldsperlingen, Kohl- und Blaumeisen, Grünfinken, Staren, Türkentauben, Amseln, Buchfinken, Rotkehlchen, Kleiber, Buntspechte und Bachstelzen. Letztere wissen die beim Knabbern der Hartschnäbel reichlich herabfallenden Brösel zu schätzen. 20-30 Vögel in 5-7 Arten sind eigentlich ständig zu beobachten. Und viele Arten bringen nach der Brut ihre Jungen mit. Da wird Vogelbeobachtung erst zum Erlebnis. Eltern füttern ihre Kinder. Ehepaare streiten sich. Star vertreibt Türkentaube. Ein Theater in ständig neuer Besetzung.

    

Üblicherweise werden Körner, allenfalls noch Fette am winterlichen Vogelhaus oder durch unsere Futtereule verfüttert. Das hat auch praktische Gründe, weil Körner in Mengen geerntet und ohne Wertverlust aufbewahrt, transportiert und gehandelt werden können. Das Futterangebot besteht überwiegend aus fetthaltigen Sonnenblumen- und Hanfsamen sowie Erdnußkerne. Das sind relativ große, hartschalige oder harte Speisen, die nur Arten mit kräftigen Knack- und Schälschnäbeln sowie Meißelartisten wie Meisen, Kleiber und Spechte begeistern. Subtilere Mischungen (etwa Waldvogel-, Kanarien- oder andere Exotenmischungen) enthalten auch Kleinsämereien, die für Arten wie Erlenzeisig und Girlitz (als Frühheimkehrer) attraktiver sind. 

In den wärmeren Gegenden Mitteleuropas verbringen auch Vogelarten den Winter, die nicht zu den robusten Körnerfressern gehören, sondern ganzjährig wenigstens einen Teil ihres Nahrungsbedarfs mit Kleintieren des Bodens, in Ritzen versteckten Insektenlarven und überwinternden Insekten und Spinnen decken müssen. Sie nehmen aber im Winterhalbjahr auch Beeren, Obst, Kleinsämereien, Pollen und Nektar der ersten Weidenkätzchen zu sich. Diesen Vögeln, zu denen unter anderen Zaunkönig, Rotkehlchen, Amsel, Heckenbraunelle, Bachstelze, Baumläufer und Star gehören, kann man als Futter die verschiedensten (selbst gesammelten) getrockneten Wald- und Gartenbeeren, Rosinen, Obstschnitzel, Haferflocken, getrocknetes Fleisch und Fett – beides stets ungesalzen – anbieten. Das Fett kann man als Speckseite oder in Form unseres Rindertalgs in Form fettgetränkter Haferflocken verabreichen. 

Tipps zur richtigen Fütterung von Vögeln im Frühjahr und zur Brutzeit

Am winterlichen Futterplatz ist stets darauf zu achten, dass dieser sauber und nach Möglichkeit trocken gehalten wird, damit sich keine Krankheitskeime in Futterresten oder im Kot entwickeln können. Zudem sollte man die Fütterung im Frühjahr nicht abrupt beenden, sondern ganz allmählich auslaufen lassen, indem man immer weniger Futter anbietet. Allerdings ist es auch nicht schädlich, die Vögel das ganze Jahr über zu füttern, denn über die Auswirkungen ganzjährig verabreichtem Futter auf die Brutbiologie und Populationsdynamik von Vögeln wurde viele Jahre geforscht. Dabei konnten insgesamt viele positive Ergebnisse erzielt werden.

Wichtig ist aber auch, dass wir unsere Gärten naturnah mit einheimischen Obstbäumen und Beerensträuchern bepflanzen sollten, um ein reichhaltiges Mosaik an Lebensräumen und weiteren Nahrungsressourcen zu schaffen. Im Frühjahr müssen wir allerdings darauf achten, dass wir zunehmend Futtermischungen mit Proteinen anbieten.

Unsere Meisenknödel mit hochwertigen Komponenten, die wir uns speziell zusammenstellen lassen sind ein ideales Ergänzungsfutter für freilebende Vögel. Die Meisenknödel bestehen aus Trockenfrüchten, Speise-und Pflanzenfett, getrocknete Insekten, Sämereien und Getreideflocken.

Von dieser Mischung aus schalenfreien Sämereien, Trockenfrüchten und Insekten profitieren fast alle Singvogelarten gleichermaßen. Wir konnten an den Futterstellen immer wieder beobachten, dass die Jungvögel an solch energiereiche Futterplätze herangeführt und gefüttert wurden! Das gilt für Arten wie Grauspecht, Bunt- und Mittelspecht, Rabenkrähe, Dohle, Eichelhäher, Elster, Rotkehlchen, Amsel, Wacholder- und Singdrossel, Star, alle Meisenarten, Kleiber Zaunkönig, Heckenbraunelle, Feld und Haussperling, Girlitz, Buch- und Grünfink, Gimpel, Kernbeißer und Goldammer.